

Die französische Sportwagenmarke "Alpine" - Fakten
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Nach Ende des 2. Weltkrieges übernimmt Jean Rédélé die Führung der Renault-Werkstatt seines Vaters in Dieppe. Zu diesem Zeitpunkt ist er mit 24Jahren der jüngste Renault-Vertragshändler in Frankreich und zudem Motorsportverrückt. 1951 fährt er mit einem Renault 4CV sein erstes offizielles Rennen und gewinnt - die Geburtsstunde von Alpine. Von da an gewinnt er mehrere Rallays, teilweise mehrere Jahre hintereinander. 1954 ist es dann soweit, sein erster eigener Prototyp steht auf der NewYorker Autoshow, ein Jahr später präsentiert er im Renault Stammwerk in Billancourt seinen ersten eigenen Sportwagen. Zu sehen sind drei Fahrzeuge in den Farben der franz. Nationalflagge, welche im Design sehr an den Renault4CV erinnern - die Alpine A106.
Der Markenname Alpine ist dabei eine Art Homage an seinen Sieg bei der Rallaye "Criterium des Alpes" von 1954 - auch bekannt als "Alpenpokal".
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1956 beginnt die "Serienproduktion" der A106.
Insgesamt werden bis 1960 ca.251 Einheiten, zZgl. 40 Lizenzbauten, auf die Räder gestellt. Im laufe der Jahre folgen leichte Modifikationen der Karosse und Technik, es entstehen Modelle wie die "A108" und "A108 2+2". 1962 erschien die wohl bekannteste Bauform der Alpine, die A110. Es gab sie anfangs als 48PS-Version mit weniger als 1L Hubraum und entwickelte sich im Laufe der nächsten 16Jahre Stückweise bis hin zu einer Version mit 1800ccm und ca. 180PS. Im Laufe ihrer Karriere gewann Sie diverse Rallays und wurde zum Inbegriff eines franz. Sportwagens.
Bis 1965 haben potentielle Kunden ausschließlich in Dieppe die Möglichkeit sich eine Alpine zu kaufen, was Rédélé als Visionär natürlich ein Dorn im Auge ist. Aus diesem Grund verkauft Rédélé 1965 49% seiner Firma an den Staatskonzern Renault. Mit diesem kaufmännischen Schachzug hat er die Möglichkeit seine Fahrzeuge über das Renault-Händlernetz zu vertreiben, behält aber die Oberhand in seiner Firma. Hinzu kommt, das er nun einfacher und günstiger an die benötigten Technikteile für seine Fahrzeuge kommt.
Was anfangs noch als Durchbruch zu feiern ist, sollte sich im späteren Verlauf wohl noch als nicht ganz so optimal für den Geschäftsbetrieb herausstellen.
Mit der Einführung der Alpine A310 im Jahre 1971 gliedert Renault das Werk in Dieppe in seinen Produktionsablauf ein. Das neue Modell ist deutlich komfortabler aber leider damit auch gut 300Kg schwerer wie seine Vorgängerin, die noch paralel bis 1977 produziert wird, A110.
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1973 übernimmt Renault die Aktienmehrheit bei Alpine, Rédélé bleibt aber bis zu seinem Ausscheiden 1978 weiterhin Direktor von Alpine. Mit seinem Ausscheiden verkauft er nun auch seine restlichen Alpineanteile an Renault, womit aber leider auch der schleichende Prozess des Niederganges beginnt. Während für Rédélé immer der sportliche Aspekt im Vordergrund stand und für ihn die Kunden sein Auto kauften, wollte Renault möglichst viele Konsumenten ansprechen und daher ein Auto für die Kunden bauen. Als Folge wurde die späteren Modelle D501, D502 und D503 mehr auf Komfort ausgelegt und wiesen immer weniger Rallaye-Charakter auf. Diese Entwicklung blieb natürlich keinem verborgen, auch den Enthusiasten nicht. Renault beabsichtigte damit, den typischen Porsche-käufer zu erreichen um die Absatzzahlen zu verbessern und verschreckte damit die potentielle Stammkundschaft. Zwei Baureihen und zwei Jahrzehnte später läuft 1995 die letzte Alpine vom Band, mangels rentabler Absatzzahlen. Jean Rédélé erlebte noch den Niedergang seines Lebenswerkes, er starb am 10.08.2007 im Alter von 85Jahren in Paris.
Die Ursachen für den Einbruch der Absatzzahlen sind verschiedenster Natur, dennoch gibt es ein paar Details die die Konzernleitung von Renault wohl schlicht und ergreifend übersehen hat. Zum einen sei zu nennen, das Renault 1978 das Budget für Alpine im Rallayesport auf 0 zusammenstrich obwohl die A310/V6 in ihrer ersten Rallayesaison 1977 auf Anhieb wieder Siege einfuhr. Diese Entscheidung führte zum "vergessen" der Marke Alpine bei ihrer Hauptzielgruppe, was in gewisser Weise wohl auch gewollt war - Renault verkaufte ja immer noch Renault und war auch im Rallayesport vertreten.
Zum anderen ist auch der Renault-Wille genannt, Porsche-Kunden zu aquerieren. Da man mit dem Image eines Porsche nicht dienen konnte, musste man also mit anderen Dingen punkten. Dies waren zum einen eine super Ausstattung und zum anderen leistungsstarke Motoren. Beides führte zu einem Problem, die Alpine's wurden immer gewichtiger. Während eine A110 noch um die 650kg wog, bietet das letzte Modelle knappe 1500kg - da halfen auch 250 Turbo-PS nicht. Desweiteren stieg der Preis in eine Region, die selbst über Ferrari-Niveau lag.
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Heute ist Alpine bei den meisten Menschen fast vergessen, nur wenige Autonarren können noch etwas mit dem Namen anfangen - zumindest sind dies meine Erfahrungen. Durch die neuerlichen Bemühungen Renaults, mit Werbefilmen und Auftritten der letzten Studie bei div. Veranstaltungen, hat sich allerdings zumindest das Wissen um die Existenz der Marke wieder verbessert.
Imageprobleme bereitet heute nur die Unwissenheit, bei der eben Renault als "Hersteller" gilt. So ganz unbegründet ist dies allerdings nicht, wissen doch viele Renault-Händler kaum selber noch was damit anzufangen geschweige denn es reparieren zu können. Auch von Renault selbst wurde in der Vergangenheit eher der Mantel des Schweigens über das Thema Alpine gelegt. So waren Ersatzteile weitestgehend garnicht lieferbar und wenn doch, dann gab es einen "Alpine-Aufschlag" - ausser man wusste von welchem Fahrzeug die Teile sonst stammten... Von Renault war und ist aktuell also keine Hilfe zu erwarten.
Dennoch gibt es einige Alpine-Experten, bei denen man die gängisten Teile bestellen kann und was nicht bestellbar ist, lässt sich meist dank einer grenzenübergreifenden Fangemeinde reproduzieren. Nur in Einzelfällen sieht es schlecht für ReProduktionen aus, dazu zählen etwa die äußeren Hauptscheinwerfer der A310 deren Neuauflage mind. 50.000 Eu beanspruchen würde und dies ist nie über die Stückzahlen wieder zu erwirtschaften. Leider sind diese wohl spezifisch für die A310 und bei keinem anderen Fahrzeugtyp verbaut gewesen.
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Wir schreiben aktuell Dezember 2012, das Jahr in dem die Alpine A110 ihr 50Jähriges Bestehen feierte. Oft wurde über eine mögliche Fortführung der Marke Alpine gemunkelt, bisher immer umsonst. Wie so oft präsentierte Renault anlässlich der Feierlichkeiten zu Jahresmitte mal wieder eine Studie mit dem Namen "Alpine", mit offenem Ausgang. In den Folgemonaten gab es dann allerdings doch Befragungen in der Alpine-Gemeinde, was Ihnen bei einer Neuauflage wichtig wäre - Dinge, die vorher nie passierten. Am 05.November dann das unfassbare, Renault gibt offiziell bekannt, das ab 2014/2015 eine neue Alpine auf den Markt kommen wird. Man darf gespannt sein, was am Ende von dem vielversprechenden Conceptcar "A110-50" übrig bleibt.
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